Sonntag, 8. November 2015

Das Papier des Lebens - thay Phap Nhat




Wenn wir am Morgen aufwachen, dann liegen 24 nagelneue Stunden vor uns. Jede dieser Stunden ist wie ein weißes Blatt Papier. Wir haben das Recht, die Dinge darauf zu schreiben, die uns glücklich machen können. Aber in unserem täglichen Leben sind wir uns dessen nicht bewusst. 

Wir wachen auf, und das ganze Leiden aus der Vergangenheit kommt wieder herauf. Uns ist nicht bewusst, dass ein neuer Tag vor uns liegt. Für mich beginnt mein neues Leben an jedem Morgen, wenn ich aufwache. Wenn ich aus dem Schlaf erwache, dann beginnt wirklich ein neues Leben für mich. Die meisten von uns schreiben auf ihr Papier wieder und wieder, was ihnen Leiden bringt. Wir wiederholen das Leiden immer wieder, und es bleibt noch nicht einmal ein weißer Fleck auf dem Papier übrig. Manchmal ist das Leiden so groß, dass wir es nicht akzeptieren können. Aber als ein Praktizierender der Meditation müssen wir den folgenden Punkt klar sehen: Jeden Morgen, wenn wir aufwachen, beginnt unser neues Leben. 


Wir können auf unser neues Papier all die Dinge schreiben, die uns leiden lassen. Aber wir könne auch wählen, die Dinge aufzuschreiben, die uns glücklich machen. Die erste Zeile, die wir auf das Papier des neuen Lebens schreiben, ist unser Lächeln. Wir müssen uns immer daran erinnern, das wir das Recht haben zu wählen, was wir uns für unser Leben wünschen. Wenn wir das tun können, dann werden wir zu einer glücklicheren Person. 

Lächeln!

Wenn wir uns die Bäume im Frühjahr anschauen, dann sehen wir, dass sie alle uns ihre Blüten schenken. Wenn ein Baby geboren wird, ist es ebenfalls wie einen Blüte, die sich langsam öffnet. Unser Lächeln ist wie eine Art Blume. Um unsere Liebe zu kultivieren, praktizieren wir das Lächeln jeden Morgen, wenn wir aufgewachen. Es gibt auch einen kurzen Vers, eine Gatha, die diese Übung begleiten kann:

Ich wache auf und lächle.
24 nagelneue Stunden liegen vor mir.
Ich gelobe, jeden Augenblick tief zu leben,
und alle Wesen mit den Augen der Liebe zu betrachten.

Warum lächeln wir? Weil wir uns dessen bewusst sind, dass wir 24 nagelneue Stunden vor uns haben. Wenn wir ein friedvolles Lächeln haben, können wir damit bereits die Menschen um uns herum glücklich machen. Wir müssen einfach nur lächeln. Aber es ist nicht einfach für uns, dies zu praktizieren. Damit wir uns am Morgen daran erinnern, können wir einen schönen Zweig in der Nähe unseres Bettes anbringen oder eine Blume neben unser Bett stellen. Wenn wir die Blume erblicken, dann erinnern wir uns daran, zu lächeln.

Beim Lächeln entspannen sich hunderte von Muskeln in unserem Gesicht. Wir werden glücklicher und können das Leben wirklich genießen. Wenn wir lächeln, werden wir sehen, dass unsere Welt sich verändert. In dem Meditationszentrum, wo ich lebe, lächeln die Brüder und Schwestern sehr häufig. Deshalb fühlen sich unsere Gäste sehr willkommen, und sie genießen die freudvolle und warme Atmosphäre. Das Lächeln verschafft uns auch ein jüngeres Aussehen. Wir fühlen uns frischer und glücklicher. Ich rate den Menschen immer, stets zu lächeln, wann immer sie sich daran erinnern.

Wenn wir nach einem langen Arbeitstag erschöpft nach Hause kommen, und zu Hause erwartet uns unser Partner ohne ein Lächeln, dann werden wir wahrscheinlich noch müder. Wenn hingegen eine schöne Blume auf uns wartet, die eine frische Energie ausstrahlt, dann werden wir uns schnell erholen. Die andere Person ist wie ein Spiegel. Wenn wir in einen Spiegel schauen und lächeln, dann wird das Spiegelbild zurücklächeln. Wenn wir wütend dreinschauen, dann wird auch das Spiegelbild wütend aussehen. Mit unserem Partner oder unserer Partnerin ist es genauso. Wir sind wie ein Spiegel für ihn oder sie. Unser Partner kommt von der Arbeit zurück, und wir lächeln ihn an wie eine Blume. Wenn er uns anschaut, dann wird er zurücklächeln.

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