Wir
können aber lernen, wie wir die Gehmeditation üben können. Wir
sagen zu uns selbst: „Wenn ich ein starke Emotion habe, dann werde
ich nichts sagen. Ich werde nichts tun. Ich werde erst dann wieder
sprechen, wenn ich das Gefühl habe, dass ich mich beruhigt habe.“
Wie aber können wir uns beruhigen, wenn die Emotion so stark ist?
Wir benutzen dazu die Technik der Gehmeditation. Bei jedem Schritt
spüren wir den Kontakt zwischen unserem Fuß und dem Boden. Wir
können still zu uns sagen „rechts, links, rechts, links...“ und
wir lenken unsere Aufmerksamkeit auf den Kontakt zum Boden. Wenn wir
zu schnell gehen, dann ist es schwierig, die Aufmerksamkeit bei
unseren Schritten zu halten. Deshalb gehen wir bei der Gehmeditation
langsamer als gewöhnlich. Wenn Wut in uns ist, dann befindet sich
ganz viel Energie in unserem Kopf, aber wenn wir die Aufmerksamkeit
auf dem Kontakt zwischen unseren Füßen und dem Boden halten, dann
bewegt sich die Energie in unserem Körper langsam wieder nach unten.
In der Plum Village Tradition gibt es auch eine Gatha zu der
Gehmeditation. Eine Gatha ist ein kurzes Gedicht, das unsere Praxis
unterstützt. Es ist auch möglich, die Schritte mit dem Atem zu
koordinieren. Aber nach meiner eigenen Erfahrung ist diese Praxis für
Anfänger nicht ratsam. Einige Praktizierende, die neu in dieser
Praxis sind, haben mir berichtet, dass sie versucht haben, die
Schritte mit ihrem Atem zu koordinieren, und später hatten sie das
Gefühl, sie würden ersticken. Oftmals ist es für Anfänger zu
schwierig, die Schritte mit dem Ein- und Ausatmen zu koordinieren,
und sie beginnen dann die Atmung zu forcieren. Deshalb empfehle ich
die einfache Form der Gehmeditation: Wir lenken unsere Aufmerksamkeit
einfach nur auf den Kontakt zwischen den Füßen und dem Boden.
Während wir dies tun, können wir auch beobachten, was in unserem
Körper und in unserem Geist vor sich geht. Wenn wir bemerken, dass
wir abgelenkt waren und vergessen haben, auf den Kontakt zum Boden zu
achten, dann kommen wir mit unserer Aufmerksamkeit einfach wieder
zurück zu unseren Schritten. Die Gehmeditation ist eine sehr
friedvolle Praxis.
Montag, 10. Oktober 2016
Liebe dich selbst und lerne, dich um deine Emotionen zu kümmern - Thay Phap Nhat
Wenn wir nicht wissen, wie wir uns
selbst lieben und gut für uns selber sorgen können, wie wir uns
selbst tief verstehen können, dann wird es schwierig für uns sein,
andere Menschen zu lieben. Deshalb ist es sehr wichtig, dass wir
lernen zu uns selbst zurückzukehren. Zunächst einmal müssen wir
wirklich da sein für uns selbst. Oftmals sind wir nicht da für uns
selbst, wir arbeiten sehr hart, und wir haben nicht viel Zeit für
uns selbst. Wir müssen Geld verdienen, unsere Kinder großziehen,
und es gibt viele Dinge, um die wir uns Sorgen machen. Wir vergessen
sogar, dass wir einen Körper haben. Deshalb müssen wir für unseren
Körper da sein. Wir können das erste Mantra aus Plum Village
benutzen: „Ich bin hier für dich.“ In den meisten Traditionen,
z. B. im tibetischen Buddhismus, sind Mantras heilige Wörter in
einer fremden Sprache, die wir nicht verstehen. In Plum Village
setzen wir die Tradition der Mantras fort, aber hier benutzen wir
unsere eigene Sprache, sodass wir die Wörter verstehen können. Das
erste Mantra lautet also: „Liebling, ich bin hier für dich.“
Zunächst einmal sind wir hier für uns selbst. Wir müssen lernen,
wie wir uns entspannen können. Wenn wir starke Emotionen haben, wie
z. B. Wut oder Angst, dann kann dies unseren Körper krank machen.
Deshalb brauchen wir eine Technik, mit deren Hilfe wir unsere starken
Emotionen beruhigen können. Wenn wir wütend sind, dann haben wir
die Tendenz sofort sprechen zu wollen und unserem Ärger Ausdruck zu
verschaffen. Wir wollen sofort reagieren. In der Vergangenheit haben
wir viele Male genau das getan. Später bereuen wir oft, was wir
gesagt haben, und wir wünschen uns, wir hätten es nicht getan. Aber
dann ist es schon zu spät. Wir nehmen uns vor, beim nächsten Mal
nicht wieder so zu reagieren. Aber die Energie der Wut ist so stark,
dass sie uns wieder dazu bringt, etwas Unfreundliches zu sagen. Wir
selber leiden darunter, und auch die Menschen um uns herum leiden
darunter.
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