Der verlorene Schlüssel
– Verantwortung übernehmen
Wenn wir genügende Handlung vollziehen
wollen, dann müssen wir Verantwortung übernehmen. Normalerweise
übernehmen wir unsere eigene Verantwortung nicht, deshalb können
wir nicht zu unserer Wurzel zurückkehren und unser eigenes Potenzial
in unserem Leben entdecken. Weil wir nicht die ganze Verantwortung
übernehmen für alles das, was uns zugetragen wird, entwickeln wir
die Tendenz, andere Menschen zu beschuldigen. Wenn wir immerzu andere
Menschen beschuldigen, dann wird unsere Weisheit allmählich
verdunsten. Wenn wir jemanden beschuldigen, dann bedeutet das, dass
wir wütend werden, oder wir akzeptieren nicht, was auch immer in
diesem gegenwärtigen Moment geschieht. Und wenn wir wütend werden,
dann wird unsere Intelligenz ausgeschaltet. In diesem Zustand können
wir nicht mehr intelligent mit der Situation umgehen. Obwohl wir
denken, dass wir die Situation verbessern wollen, machen wir es nur
noch schlimmer, weil unsere Intelligenz ausgeschaltet ist. Wenn wir
also wütend werden, dann ist es wichtig, dass wir uns daran
erinnern, dass in diesem Zustand unsere Intelligenz nicht
funktioniert. Wenn wir in einer intelligenten Weise handeln wollen,
dann müssen wir warten, bis der Sturm das Ärgers vorübergezogen
ist.
Danach können wir handeln. Aber weil der Ärger eine starke
Emotion ist, können wir manchmal nicht innehalten. Wir folgen
einfach dieser Energie, wir werden von dieser starken Emotion
davongetragen. Weil wir von dieser starken Emotion davongetragen
werden, können wir nicht glücklich sein. Wenn wir nicht glücklich
sind, dann werden die Personen, mit denen wir in dieser Zeit
sprechen, ebenfalls unglücklich sein. Wenn wir jemandem zuhören,
dann können wir die Energie dieser Person spüren. Wenn sie in einer
liebevollen Weise spricht, dann können wir das spüren. Wir können
ein Paar betrachten, dass sich gegenseitig liebt, und beobachten, wie
sie einander in die Augen blicken, wie sie mit süßer Stimme
zueinander sprechen, voller Liebe. Nicht nur das Liebespaar kann
diese Energie spüren, auch die Menschen um sie herum können diese
Liebe wahrnehmen. Wir sehen, wie sie sich umeinander kümmern. Was
bedeutet dies? Alles, was wir tun oder denken, produziert eine Art
von Energie. Diese Energie wirkt sich auf unseren Körper und unseren
Geist aus. Wenn wir krank werden, dann kommt vielleicht unsere Mutter
zu uns und fragt uns: „Wie geht es dir?“ Unsere Mutter sorgt sich
um uns und darum, was mit uns passiert, denn ihre Liebe zu uns ist
sehr stark. Wenn wir ihre Stimme hören, die die Energie der Liebe
enthält, dann fühlen wir uns friedvoll und ruhig, wir fühlen uns
glücklich.
Ich erinnere mich an eine schöne
Geschichte. Sie handelt von einem Mann, der aus seinem Haus
herausgeht, um einen Spaziergang zu machen. Er kommt zu einer
Straßenlaterne und erblickt einen anderen Mann, der unter der
Straßenlaterne auf dem Boden kniet und offensichtlich nach etwas
sucht. Der erste Mann fragt den Mann unter der Straßenlaterne:
„Wonach suchst du?“ Und der Mann antwortet: „Ich suche nach
meinem Schlüssel, den ich verloren habe.“ Der andere Mann möchte
ihm helfen und beginnt, ebenfalls unter der Laterne nach dem
Schlüssel zu suchen. Nach einer Stunde hat er immer noch keinen
Schlüssel gefunden, und er fragt den anderen Mann: „Wir beide
haben jetzt eine Stunde nach dem Schlüssel gesucht. Wir haben in
jeder Ecke hier unter der Lampe nachgeschaut, aber wir haben deinen
Schlüssel nicht gefunden. Erinnerst du dich denn, wo du deinen
Schlüssel verloren hast?“ Der andere Mann antwortet: „Ja, ich
erinnere mich. Ich habe den Schlüssel in meinem Haus verloren.“
Der erste Mann ist überrascht: „Wenn du deinen Schlüssel im Haus
verloren hast, warum suchst du ihn dann hier draußen auf der
Straße?“ Der Mann antwortet: „Hier ist Licht.“
Das ist eine Geschichte. Mit uns ist es
genauso: Wir suchen den Fehler nicht in uns selbst. Es ist sehr
einfach, andere zu beschuldigen, weil da drüben Licht ist. So
funktioniert unser Geist. Wenn wir glücklich sein wollen und die
Wurzel des Problems erkennen wollen, dann müssen wir einfach zu uns
selbst zurückkehren. Warum mögen die anderen uns nicht? Vielleicht
liegt es an der Art, wie wir uns verhalten? Dann können wir unser
Verhalten ändern. Oder vielleicht liegt es an der Art, wie wir
reden? Vielleicht reden wir zu verbittert. Dann können wir jetzt
lernen, die liebevolle Sprache zu benutzen. Wenn wir unsere innere
Haltung ändern, dann wird sich auch die Situation um uns herum
ändern. Wir dachten vielleicht, dass eine bestimmte Person uns nicht
mag. Aber jetzt sehen wir, dass sie uns doch gerne mag. Es kann sein,
dass uns etwas daran hindert zu sehen, dass die andere Person uns
mag. Unsere Eifersucht oder unsere Wut können solch ein Hindernis
sein.
Was
ich hier schreibe, ist keine Theorie. Alles, was ich teile, kommt aus
meiner eigenen Erfahrung. Wenn wir die Liebe in uns entwickeln
wollen, dann beschuldigen wir nichts und niemanden. Wir betrachten
alles, was uns passiert, als eine Folge unserer ungeschickten
Verhaltensweisen. Wenn wir die Situation ändern wollen, die wir
gerade vorfinden, dann ändern wir einfach unsere Haltung. Weil wir
niemanden und nichts beschuldigen, werden wir auch nicht so leicht
wütend. Wenn wir jemanden beschuldigen, dann wird Ärger in uns
aufkommen. Das Anklagen ist wie ein Streichholz, welches das Feuer
des Ärgers entzündet. Wir müssen Verantwortung übernehmen.
Normalerweise denken wir nicht, dass wir selber Verantwortung tragen
für die Dinge, die uns passieren. Es ist sehr leicht und bequem für
uns, zu einem anderen Menschen zu gehen und ihm die Verantwortung
zuzuschreiben.
Liebe geht mit Nicht-Angst einher
Wenn unsere Liebe sich entwickelt, dann
erlangen wir einen Geisteszustand [mind], den wir Nicht-Angst nennen.
Jeder von uns hat Angst in seinem Herzen. Woher kommt diese Angst?
Sie ist vielleicht schon Millionen von Jahren alt. Zu dieser Zeit gab
es viele Gefahren um uns herum, z. B. wilde Tiere wie der Tiger. Die
Angst ist eine Art Energie, die uns beschützen kann. Sie sendet uns
das Signal, dass eine Gefahr in der Umgebung auftaucht, und wir
können uns in Sicherheit bringen. Heute leben wir in der modernen
Welt, und diese Energie der Angst ist immer noch vorhanden. Aber
heute kann die Angst nicht mehr die gesunde Wirkung haben, die sie
früher hatte. In der Praxis können wir entdecken, dass eine starke,
große Liebe uns die Kraft der Nicht-Angst verleiht. Als unser Lehrer
nach Vietnam gegangen ist und dort ein Zentrum hatte, sah er dort
viele Probleme. Er hat diese Probleme ausgesprochen mit der Energie
der Liebe, mit der Energie der Nicht-Angst. Danach wurden wir aus
Vietnam vertrieben. Jetzt sind einige von uns nach Thailand gegangen,
und andere haben sich auf unterschiedliche Länder verteilt. Aber in
Vietnam können wir offiziell nicht mehr sein. Doch dies ist kein
Problem – aufgrund der Energie der Nicht-Angst entsteht die Energie
der Stabilität. Denn wir wissen: Wenn wir die Dinge in einer
liebevollen Weise tun, erhalten wir als Ergebnis wieder die Liebe
zurück, die uns selbst und die Menschen in unserer Umgebung
glücklich machen kann. Die Nicht-Angst ist eine sehr wichtige
Energie.
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