Thay Phap Nhat
Es
gibt eine Geschichte, die sich vor mehreren Jahrtausenden zugetragen
haben soll. Die Oberfläche der Erde war damals von Dornen und
scharfen Steinen übersäht, und die Menschen haben sich beim Gehen
oft die Füße an den Dornen verletzt. Der König, der zu jener Zeit
regierte, wollte seine Volk beschützen, und bat daher mehrere weise
Männer, in seinen Palast zu kommen, um eine Lösung für das Problem
zu finden. Einer der weisen Männer schlug vor, dass man die gesamte
Erde mit Teppich auslegen könnte, sodass die Dornen und Steine davon
verdeckt sind. Die anderen weisen Männer fanden diese Idee sehr gut,
denn sie würde tatsächlich alle Menschen vor Verletzungen an den
Füßen beschützen. Allerdings schien es unmöglich, diese Idee in
die Tat umzusetzen, da man dafür Unmengen an Teppich gebräucht
hätte. So machte einer der weisen Männer einen anderen Vorschlag:
Man könnte jedem Menschen ein paar Schuhe geben. Auf diese Weise
wären die Dornen zwar nicht beseitigt, sie wären immer noch da,
aber die Menschen wären durch ihre Schuhe vor Verletzungen
beschützt. Der König stimmte dem Vorschlag zu, und so wurde es denn
auch gemacht.
Diese
Geschichte erinnert mich an den Frieden in uns selbst und den Frieden
in der Welt. Wir haben die Idee, dass wir die gesamte Welt zu einer
friedvollen Welt machen wollen, und das ist wirklich eine sehr gute
Idee. Im Moment folgen sehr viele Menschen diesem Pfad, und sie
gründen viele Bewegungen und Organisationen, die den Frieden in der
Welt zum Ziel haben. Tatsächlich versuchen die Menschen bereits seit
Tausenden von Jahren, dieses Ziel zu erreichen. Das ist wirkliche
eine sehr gute und schöne Idee, aber es scheint nicht möglich zu
sein. Wir können sehen, dass es bis heute immer wieder Kriege gibt.
Es gibt eine andere Möglichkeit, Frieden in der Welt zu schaffen:
Wir können unsere eigenen Schuhe herstellen. Wenn wir zuerst Frieden
in uns selbst schaffen, dann wird auch die Welt friedvoller sein. Es
scheint oft so zu sein, dass es in der Welt keinen echten Frieden
gibt. Die Zeit des Friedens scheint oft nur die Vorbereitung auf
einen neuen Krieg zu sein. Wenn aber jeder einzelne Mensch Frieden in
sich selbst hat, dann wird Frieden in der Welt möglich. Wenn wir
selbst eine friedvolle Person sind, dann strahlen wir eine Art
friedvoller Energie aus, und diese Energie wird sich auch auf die
Menschen in unserem Umfeld auswirken. Auf diese Weise wird unsere
ganze Familie zu einer friedvollen Familie. Wenn in unserer
Gesellschaft viele friedvolle Familien sind, dann wird auch in der
Gesellschaft ein großes Maß an Frieden herrschen. Auch unser Land
und schließlich die ganze Welt werden friedvoll, wenn wir alle
friedvoll sind und diese Energie in unsere Umgebung ausstrahlen.
Die
Schwierigkeit ist, dass die meisten Menschen sich nicht dessen
bewusst sind, auf welche Weise sie ihre Umgebung beeinflussen. Wir
können nichts geben, was wir nicht selber haben. Wir wollen wirklich
Frieden in die Welt bringen, wir wollen den Menschen, die wir lieben,
Frieden und Glück bringen, doch wie können wir das tun, wenn wir
selbst keinen Frieden in unserem Inneren haben? Das ist nicht
möglich. Deshalb müssen wir selbst die erste Person sein, die lernt
ihren inneren Frieden und ihr inneres Glück zu entwickeln. Mit der
Praxis der Meditation ist dies möglich. Das sind wirklich gute
Neuigkeiten! Zahlreiche Generationen von Praktizierenden, die seit
der Zeit des Buddha gelebt haben, konnten das durch ihre eigene
Erfahrung bestätigen. Wenn es dem Buddha und zahlreichen anderen
spirituellen Meistern gelingt, Frieden in ihrem Inneren zu kreieren,
dann muss es auch uns selbst möglich sein. Wir entwickeln diese
Fähigkeit in unserer Meditationspraxis von innen heraus; Frieden ist
nicht etwas, das wir von außen bekommen könnten.
In
der Welt gibt es vielen Kriege. Ich möchte diese Situation an einem
Bild verdeutlichen. Auf der Erde brennt ein großes Feuer, es gibt
viele Konflikte, Frustration und Leiden. Wir möchten die Situation
gerne verbessern, doch auch in uns selbst gibt es ein kleines Feuer.
Auch wir haben innere Konflikte, wir fühlen uns frustriert und wir
leiden. Wie aber kann ein kleines Feuer das große Feuer auf der Erde
löschen? Das ist nicht möglich. Wir müssen zu einem Nektar des
Friedens werden, zu einem Nektar des Glücks. Dieser Nektar ist wie
ein spezielles Wasser, das in der Lage ist das Feuer allmählich
kleiner werden zu lassen. Dafür müssen wir Frieden in unserem
täglichen Leben kultivieren. Wie aber können wir dies tun? Und wann
können wir es tun? Am besten ist es, wenn wir jeden Tag damit
beginnen, wenn wir morgens aufwachen und noch in unserem Bett liegen.
Für
mich ist die Meditation das Leben. Das Leben ist nicht nur ein Teil
von etwas, es ist das Ganze. Das Leben ist nur im gegenwärtigen
Moment verfügbar. Um also zu meditieren und unseren inneren Frieden
zu kultivieren, müssen wir voll und ganz leben.Wir
müssen selbst das Ganze sein. Wir müssen vollkommen präsent sein
im Hier und Jetzt. Wir sind uns dessen bewusst, was jetzt gerade in
unserem Körper, in unserem Geist und in unserer Umgebung vor sich
geht.
Wenn wir morgens aufwachen, können wir bereits damit
beginnen, unseren inneren Frieden zu produzieren. Die erste
Meditationsübung des Tages ist unser Lächeln. Unser Lächeln kann
eine Botschaft des Glücks, des Friedens und der Freiheit sein. Auch
unser Körper profitiert von unserem Lächeln, denn in unserem
Gesicht befinden sich etwa 300 Muskeln, die sich beim Lächeln auf
ganz natürliche Weise entspannen. So sehen wir auch viel schöner
und freundlicher aus. Plötzlich mögen unsere Kinder und Enkelkinder
gerne in unserer Nähe sein, und auch unsere Beziehungen zu unseren
Lieben werden sich verbessern.
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